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30.07.2015

Die Führungskraft unter Druck

Arbeitskreis des Demographie Netzwerks Hamburg

 

Dr. Peter Krauss-Hoffmann,
Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Dr. Peter Krauss-Hoffmann vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales stellte den Teilnehmern/-innen das Projekt psyGA vor, das umfangreiche und praxiserprobte Materialien für die Anwendung im Unternehmen kostenfrei zur Verfügung stellt. "Neben Erfahrungsberichten gibt es dort wertvolle Tipps, Checks und Informationen", so Krauss-Hoffmann. Der Anstieg an psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Rückenschmerzen oder Schlafstörungen hat in den letzten Jahren rapide zugenommen. Sie stehen laut Krauss-Hoffmann inzwischen an zweiter Stelle, was die Arbeitsunfähigkeitstage angeht, und sind eine der häufigsten Ursachen für Frühverrentung. Damit entsteht den Unternehmen ein immenser wirtschaftlicher Verlust durch Ausfallzeiten, den Krauss-Hoffmann auf 1.164,38 Euro pro Mitarbeitenden im Jahr beziffert.

 

Zusätzlich entstehen weitere Verluste durch Absentismus. Erhebungen nennen eine Ziffer von 27 Prozent, wobei die Dunkelziffer bei den präsenten aber demotivierten Mitarbeitern/-innen noch hinzukommt. Nur 50 Prozent der Beschäftigten zählen laut Tscharnezki zur Gruppe der "happy well", 25 Prozent sind "unhappy well" und 20 Prozent kommen krank zur Arbeit. Nur 5 Prozent fallen aufgrund psychischer Probleme aus. "Psychische Erkrankungen werden noch immer stigmatisiert, obwohl sie eigentlich der 'Normalfall' sind", so Tscharnezki, denn jeder Fünfzehnte ist aktuell davon betroffen. Nach der 15-30-50-Formel erkranken sogar 50 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens.

 

Über achtzig Unternehmensvertreter/-innen besuchten die Veranstaltung "Die Führungskraft unter Druck -
gesund führen und dabei selbst gesund bleiben

Was folgt daraus für die Praxis? Krauss-Hoffmann und Tscharnezki verweisen auf die vielen praktischen Hilfen, die psyGA anbietet. In dem Informationsportal www.psyga.info finden sich Handlungshilfen für unterschiedliche Zielgruppen und Branchen, Seminare und E-Learning-Angebote, die jedem Unternehmen kostenfrei zur Verfügung stehen. "Mir haben diese Angebote bei der Umsetzung sehr geholfen", sagt Tscharnezki. Er hat als leitender Betriebsarzt bei der Unilever Deutschland GmbH ein sehr erfolgreiches Programm zur Unterstützung von Mitarbeitern/-innen entwickelt, das durch ein Netz von externen Angeboten flankiert wird.

 

Führungskräfte werden in "We Care Workshops" geschult, denn Unilever hat im Blick, dass Wachstum nur mit engagierten Mitarbeitern/-innen möglich ist. Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung werden als "Key Performance Indicators" im Unternehmen betrachtet und genutzt, um eine Kultur des Vertrauens und des offenen Umgangs zu etablieren.

 

Die Vorträge initiierten eine lebhafte Diskussion in den drei folgenden moderierten Gesprächsrunden. An erster Stelle sahen die Unternehmen die Notwendigkeit, psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren. Die Teilnehmer/-innen wünschten sich konkrete Instrumente und Handlungsempfehlungen, um die Führungskräfte im Unternehmen für den offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen zu sensibilisieren.

 

V. l. n. r.: Dr. Olaf Tscharnezki, Unilever Deutschland GmbH,
Evelyn Jürs, Leiterin des Arbeitskreises "Gesunde Führung",
Susanne Sabisch-Schellhas, Projektleiterin ddn Hamburg,
Dr. Peter Krauss-Hoffmann, Bundesministerium für
Arbeit und Soziales

Als schwierig wurde benannt, wie Führungskräfte sowie Mitarbeiter/-innen zu erreichen und nachhaltige Effekte zu erzielen sind. Einmalige Workshops "verpuffen" oftmals im Alltagsgeschäft. Hoch zu bewerten ist die Vorbildfunktion der Führungskraft. Wenn sie für die eigene Gesundheit sorgt und dieses auch den Mitarbeitern/-innen zugesteht, wird dieses Verhalten übernommen. Dagegen stehen oft wirtschaftliche Zwänge in Form von Kennzahlenerfüllung und Leistungs- sowie Produktivitätsvorgaben, die kurzfristig zu erfüllen sind. Infrage gestellt wurde die Zielvorgabe "Schneller, höher, weiter", wenn darunter die Gesundheit leide. In der Diskussion stellte sich dabei immer wieder die Frage, wie die Rolle der Führungskraft definiert und ausgefüllt werden kann.

 

Verfahren und Methoden zur Überprüfung der Wirksamkeit und als Argumentationshilfen gegenüber der Unternehmensleitung sollten ebenfalls Themen für den weiteren Austausch sein.

 

Alle interessierten Unternehmen sind herzlich eingeladen, den Austausch im Arbeitskreis "Gesunde Führung" im November 2015 in der KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V., fortzusetzen.

 

Dokumente zur Veranstaltung

Präsentation von Dr. Olaf Tscharnezki, Unilever Deutschland GmbH
Präsentation von Dr. Peter Krauss-Hoffmann, Bundesministerium für Arbeit und Soziales

 

 

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