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02.12.2014

Aus Erfahrung gut. Wie Ältere die Arbeitswelt erneuern

Ideen für Unternehmen im demographischen Wandel

Autorin Margaret Heckel

 

Die Autorin Margaret Heckel präsentierte gute Beispiele aus Unternehmen, die mit kreativen und effektiven Lösungen auf die Veränderungen in der Arbeitswelt reagiert haben. Ein Vorzeigeprojekt hat das BMW Werk in Dingolfing umgesetzt, das den Produktionsprozess am Band durch Arbeitsplatzrotation und gesundheitsverträgliche Arbeitsplatzgestaltung demographiefest umgestaltet hat – zum Nutzen für alle Altersgruppen.

 

 

 

 

V. l.: Stefan Burkötter, Margaret Heckel,
Niels Gundermann, Rudolf Kast und Karin Haist

Viele der Maßnahmen sind auch in kleinen und mittleren Unternehmen umsetzbar, oftmals sogar schneller und individueller, bedingt durch die kürzeren Entscheidungswege. Beispielsweise hat ein  Handwerksbetrieb altersgemischte Teams eingeführt, in denen Alt und Jung voneinander lernen und sich gegenseitig ergänzen. In Zeiten des Fachkräftemangels werden Unternehmen flexibler, berichtet Heckel. Arbeitgeber kommen individuellen Wünschen ihrer Mitarbeiter/-innen eher entgegen. So gewährte der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf einem seiner Ingenieure ein Sabbatical für eine Erlebnisreise.

 

Auch in der Rekrutierung werden ungewöhnliche Wege beschritten, wie ein Bäckereibetrieb zeigt, der Menschen ohne Berufsausbildung und Frauen nach der Familienphase als Senior Azubis ausbildet.  


Die zentralen Botschaften für Unternehmen im demographischen Wandel sind für Heckel, den Mitarbeitern/-innen mehr Autonomie zu schenken und ihnen größere Wertschätzung entgegenzubringen. Doch was ist davon bislang in den Unternehmen angekommen? Hat sich die Arbeitswelt bereits soweit verändert, dass Menschen gerne und länger arbeiten möchten? Stefan Burkötter, Hauptpersonalrat, Techniker Krankenkasse, bezweifelt es. Obwohl das Unternehmen mehrfach als Arbeitgeber ausgezeichnet wurde und über einen Lebensarbeitszeit-Tarifvertrag flexible Arbeitszeitmodelle anbietet, möchten viele Mitarbeiter/-innen so früh wie möglich in Rente gehen. Das Publikum stimmte zu, dass strukturelle Veränderungen zunächst häufig auf Widerstand stoßen. Als Beispiel nannte ein Betriebsratsmitglied eines Hamburger Unternehmens Akzeptanzprobleme bei der gesundheitsverträglichen Umgestaltung der Schichtarbeit.

 

 

Rudolf Kast, Das Demographie Netzwerk e. V., 
plädiert für Veränderungen in den Unternehmen

Die sukzessive Einführung einzelner Maßnahmen kann dabei als Lösung dienen. Selbst in den Köpfen der Führungskräfte sei der demographische Wandel noch nicht angekommen, gab Niels Gundermann, Geschäftsführer der Fürstenberg Institut GmbH, zu bedenken. Er vermisse die Bereitschaft zur Prävention im Gesundheitsbereich, trotz der steigenden Anzahl psychischer Erkrankungen, und die Bereitschaft, den Fokus auf ältere Beschäftigte zu richten. Rudolf Kast, Vorstandsvorsitzender des Demographie Netzwerkes e. V., hält ein Umdenken für unausweichlich. Er sieht den Schlüssel für Veränderung bei den Führungskräften. Sie würden durch den demographischen Wandel gezwungen, stärker auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter/-innen einzugehen, um die knapper werdenden Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Kast plädierte für die "Lust am Lernen, ein Leben lang" und mehr Wertschätzung für ältere Mitarbeiter/-innen. Auch wirtschaftlich gesehen würden demographiegerechte Unternehmen laut wissenschaftlicher Studien durch einen höheren Return on Invest profitieren. Den Motor für Veränderungen sieht Kast im Mittelstand, der nach Anzahl der Betriebe und der Beschäftigten die deutsche Wirtschaft dominiert.



Reger Austausch beim Networking

Am Ende der Diskussion stand das Eingeständnis, dass ein Paradigmenwechsel im Altersbild und ein Strukturwandel in der Arbeitswelt Zeit benötigen. Nach jahrelanger Praxis der Frühpensionierung und einem Überangebot an Arbeitskräften müsse nun umgedacht werden. Davon sind Arbeitgeber wie Arbeitnehmer/-innen betroffen. Die Veränderung von Einstellungen und von Strukturen in Unternehmen ist jedoch durch den demographischen Wandel notwendig geworden. Einige Vorreiter zeigen, wie es geht – nun gilt es, davon zu lernen und eigene Wege zu finden.



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