Lernen und Arbeiten im 21. Jahrhundert

Fachkongress des ddn-Netzwerks Hamburg zur Digitalisierung der Arbeitswelt

09.03.2021

Comeback hat mich motiviert und gelotst

Evelyne Gonzalez und Piraveena Rajakumaran berichten im Interview mit Comeback, wie ihr beruflicher Neustart funktioniert

Evelyne Gonzalez
Evelyne Gonzalez ist froh, mit Comeback den beruflichen Wiedereinstieg geschafft zu haben.
Foto: © privat

"Klar, man findet immer Argumente, die erstmal dagegensprechen. Es lohnt sich aber, dann stark zu bleiben!", antwortet Piraveena Rajakumaran auf die Frage, was sie anderen Frauen rät, die überlegen, nach der familienbedingten Pause wieder arbeiten zu gehen. Sie und Evelyne González haben das Programm Comeback – Perspektive Wiedereinstieg 2020 absolviert und den beruflichen Wiedereinstieg geschafft. Sie möchten anderen Frauen und auch Männern Mut machen, den ersten Schritt zu wagen und mit der Hilfe von Comeback Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren.


Comeback: Piraveena Rajakumaran und Evelyne González Zumbülte, hatten Sie schon vor Ihrer Teilnahme bei Comeback einen Versuch unternommen, beruflich wieder einzusteigen?

Evelyne González: Eigentlich wollte ich schon die ganze Zeit wieder arbeiten. Ich habe immer mal wieder kleine Versuche unternommen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so lange pausiere. Mir fehlte aber auch irgendwie das Handwerkzeug. Und je länger man raus ist, desto schwerer fällt es, richtig dranzubleiben. Deshalb hatte ich die Hoffnung, dass ich in einer Gruppe besser vorankomme und mich dort jemand an die Hand nimmt, sodass ich es wirklich bis zum Ende schaffe.

Piraveena Rajakumaran: Für mich war es der erste Anlauf. Ich bin quasi direkt nach der Elternzeit wieder eingestiegen.

Comeback: Wie haben Sie von Comeback erfahren?

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Piraveena Rajakumaran hat über die Arbeitsagentur von Comeback erfahren.
Foto: © privat

Piraveena Rajakumaran: Von Comeback habe ich über die Arbeitsagentur erfahren. Bei mir war der Hintergrund, dass ich als frisch gebackene Mama nicht in meinen alten Job zurückgehen, sondern etwas Neues machen wollte. Meine Arbeitsvermittlerin hat mir den Comeback-Flyer gegeben und das Projekt sehr empfohlen.

Evelyne González: Bei mir lief es auch über die Arbeitsagentur. Der Weg war aber etwas holpriger als bei Pira. Zuerst habe ich im Internet recherchiert, bin auf die Wiedereinstiegsseite der Arbeitsagentur gestoßen und habe Kontakt mit der Arbeitsvermittlerin aufgenommen. Als sie gehört hat, dass ich nach 17 Jahren den Weg des beruflichen Wiedereinstiegs einschlagen möchte, hat sie mich auf das Projekt Comeback hingewiesen. Nachdem ich mich informiert hatte, war ich sicher, dass es das Richtige für mich ist. Aber dann musste ich meine Arbeitsvermittlerin erst mal überzeugen, dass sie mir den Bildungsgutschein ausstellt. Nach 17 Jahren ohne Beruf galt ich als "schwer vermittelbar". Da ich aber unbedingt teilnehmen wollte, hat sie am Ende eingewilligt.

Comeback: Warum haben Sie sich für die Teilnahme an Comeback entschieden?

Piraveena Rajakumaran: Bei mir war ein wichtiger Punkt, dass ich vorher eine Führungsposition hatte, die ich so nicht mehr wollte. Und ich hatte so viele Fragen, wie ich jetzt als Mutter überhaupt wieder einsteigen könnte. Das alles hat mir irgendwie Angst gemacht. Ich habe mich gefühlt, als würde ich das alles alleine gar nicht schaffen. Ich brauchte jemanden, der mir einen Push gibt und mir zeigt, wer ich bin und was ich kann. Manchmal sieht man sich ja selbst gar nicht mit seinen Stärken und Fähigkeiten. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich einfach sehr schwach gefühlt. Ich war total orientierungslos. Eigentlich habe ich jemanden gesucht, der mich lotst und motiviert und genau das habe ich in Comeback gefunden.

Evelyne González: Ich wusste, dass ich auf jeden Fall wieder arbeiten möchte. Beim ersten Kontakt mit Comeback bekam ich das Feedback, dass zunächst mein Selbstbewusstsein aufgebaut werden müsse. Das hat mich sehr überrascht, denn das habe ich selbst gar nicht so empfunden. Das innere Bild, stimmt gar nicht immer mit der Außenwirkung überein. Diesen "Aha-Moment" habe ich als sehr positiv empfunden und wollte dann unbedingt starten. Das Programm von Comeback hat mich überzeugt und die Vermittlungsquote liegt ja auch bei über 80 Prozent. Ich wusste, dass ich das alleine nicht hinkriege. Und hatte das Gefühl, dass Comeback mir genau diese Unterstützung geben kann, die mir fehlte. Dieses "Rundum-Paket".

Comeback: Wo waren für Sie die größten Hürden bei Ihrem beruflichen Wiedereinstieg?

Piraveena Rajakumaran: Die erste Zeit in meinem neuen Job war für mich eine absolute Herausforderung. Mit dieser neuen Kombination aus Privatleben und Arbeit fühlte ich mich, wie ins kalte Wasser geschmissen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass man offen miteinander sprechen muss. Da mein Chef selbst Vater ist, konnte er gut nachvollziehen, dass der berufliche Wiedereinstieg ein großer Schritt für mich ist. Man muss viel im Alltag organisieren, aber wenn man das wirklich will, dann klappt das auch.

Evelyne González: Mir hat es sehr geholfen, dass wir in der viermonatigen Qualifizierungsphase die Zeit hatten, uns vorzubereiten, und jeden Tag präsent sein mussten. Obwohl meine Kinder schon größer sind, war das für meine Familie trotzdem eine Umstellung. Meine Kinder kriegen im Alltag ja gar nicht mit, was ich alles mache. Und wenn man dann plötzlich weg ist, merken sie doch, dass sich einiges verändert. Diese vorgeschaltete Phase hat mir den Wiedereinstieg sehr erleichtert. Und ich fand es auch schön, morgens aus dem Haus zu gehen und zu wissen, dass ich jetzt was für mich tue.
 

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Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach – durch die Praxisphase in einem Unternehmen erproben die Comeback-Teilnehmerinnen den beruflichen Teilzeitalltag. Foto© freepik - de.freepik.com

 

Comeback: Das Programm startet mit einer viermonatigen Qualifizierungsphase in einer festen Gruppe. Wie haben Sie diese erlebt?

Piraveena Rajakumaran: Ich habe mich immer total auf die Gruppe gefreut. Es war irgendwie wie so ein kleines Nest. Man konnte sich austauschen und hat auch so viel von den anderen gelernt. Ich werde gleich total emotional, aber das hat mir so viel gegeben. Wenn man sich fragt, was man eigentlich falsch macht, wieso man keinen Job findet und woran das liegt, dann gibt es Halt in eine Gruppe mit Menschen zu kommen, die als Mütter die gleichen Herausforderungen haben wie du. Die tagtäglich ihre Zeit gut planen und koordinieren müssen. Die auch diesen Stress haben und sich fragen, wie sie das alles hinbekommen sollen. Und dieser tägliche Austausch hat einfach richtig gutgetan.

Evelyne González: Das habe ich auch so empfunden, wie du das beschreibst. Unsere Gruppe war vom Alter und von den Berufen auch so schön gemischt. Es gab so viele Geschichten von jeder Einzelnen und wir haben uns immer gegenseitig gut weitergeholfen. Ich hatte zum Beispiel zunächst das Gefühl, dass ich schon so alt und solange raus aus dem Beruf bin. Die Gruppe hat mir geholfen, dass ich in meinen vermeintlichen Nachteilen irgendwann auch Vorteile sehen konnte. Beispielsweise, dass meine Kinder inzwischen ja schon größer und selbstständiger sind.

Comeback: Nach der Qualifizierungsphase geht es in die Praxis. Zunächst folgt ein Praktikum, das dann meist zu einer Festanstellung führt. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf den Wiedereinstiegsprozess ausgewirkt?

Piraveena Rajakumaran: Viele Unternehmen meinten, dass sie wegen Corona keinen Praktikumsplatz anbieten können. Sie waren erst einmal damit beschäftigt, ihre eigenen Mitarbeitenden über Wasser zu halten. Daher war es schon erschwert für uns.

Evelyne González: Ursprünglich wollte ich ja mal in den Kulturbetrieb gehen. Die Idee habe ich dann aber wegen Corona direkt wieder aufgegeben. Ich habe mich aber von den ganzen Bedenken, dass man die Jobsuche jetzt vergessen könne, nicht beeinflussen lassen, sondern versucht, das Positive zu sehen. Zum Beispiel, dass es jetzt vielleicht weniger Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt gibt. Wer wechselt in unsicheren Zeiten schon seinen festen Arbeitsplatz? Ich habe mir überlegt, welche Branchen von der Pandemie profitieren und bin auf die Lebensmittelbranche aufmerksam geworden. Der Biobereich zieht ja zurzeit stark an und wächst.

Und tatsächlich arbeite ich jetzt bei einem internationalen Biotee-Fabrikanten im Einkauf. Da kann ich auch meine Fremdsprachenkenntnisse und Erfahrungen im internationalen Umfeld einbringen. Vor Comeback habe ich ja wirklich gedacht, dass ich nichts kann und viel zu lange raus bin. Aber inzwischen weiß ich, dass man alles lernen kann und viel mehr mitbringt als einem bewusst ist.
 

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Damit der Wiedereinstieg klappt, muss die ganze Familie an einem Strang ziehen. Foto: senivpetro - de.freepik.com

 

Comeback: Um die ganze Familie im Veränderungsprozess zu begleiten, bietet Comeback ein kostenloses Familiencoaching an. Wie hat sich Ihr beruflicher Wiedereinstieg auf Ihren Familienalltag ausgewirkt?

Piraveena Rajakumaran: Ein großer Vorteil war natürlich, dass wir den neuen Familienalltag schon während der viermonatigen Qualifizierungsphase erproben konnten. Das war für mich schon der erste Schritt, um mich und meine Familie neu zu organisieren. Zum Glück sind meine Eltern eine große Stütze für mich, da sie auf meine zweijährige Tochter aufpassen.

Evelyne González: Bei mir ist es auch so, dass ich wirklich viel Unterstützung bekomme. Mein Mann unterstützt mich und steht voll hinter mir. Es ist eher so, dass die Kinder anfangs ein bisschen gestresst waren, weil sie mehr helfen müssen. Aber sie kannten es ja auch nicht anders. Die Aufgaben müssen jetzt in der Familie neu verteilt werden. Jeder muss was machen. Das klappt mittlerweile schon ganz gut.

Comeback: Was würden Sie Menschen raten, die sich bezüglich einer Teilnahme an Comeback noch nicht sicher sind?

Evelyne González: Wenn man das Gefühl hat, dass man wieder arbeiten möchte, aber nicht weiß, wie man das hinbekommen soll, dann muss man auf jeden Fall zu Comeback gehen. Man sollte sich allerdings schon sicher sein, dass man wirklich wieder arbeiten möchte. Der Wille ist ganz entscheidend. Und wenn man sich unsicher ist, sollte man sich fragen, was die Gründe dafür sein könnten. Wenn man Angst hat, den Beruf mit der Familie nicht vereinbaren zu können, dann sollte man wissen, dass Comeback einen dabei begleitet. Wenn die Gründe aber andere sind, zum Beispiel dass man es eigentlich noch genießt, Zuhause zu sein, dann ist es wahrscheinlich einfach noch zu früh.

Piraveena Rajakumaran: Das denke ich auch. Man muss bereit sein, diesen Weg zu gehen und zu sagen, ja, ich möchte arbeiten. Denn nur wenn du diesen Willen hast, bist du auch motiviert, eine Stelle zu suchen und nach vorne zu schauen. Diese Bereitschaft muss vorhanden sein.

Comeback: Vielen Dank für das offene Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute für die Zukunft.

 

Teilnahme am Comeback-Programm

Informationen zum nächsten Kursstart und zur Anmeldung erhalten Sie unter www.comeback-hamburg.de oder telefonisch unter 040 334241-420.

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Ihre Ansprechpartnerinnen Ines Voß und Sandra Hinrichs freuen sich auf Sie!