Welche Bedeutung die Pflegebranche für unsere Gesellschaft hat, wird derzeit mehr als deutlich. Doch qualifiziertes Personal ist rar und auch Ausbildungsplätze bleiben häufig unbesetzt. Vorhandene Pflegekräfte sind entsprechend überlastet und müssen maximal effizient arbeiten. Das Projekt Kompetenzen 4.0 hat sich im Rahmen seines Branchenforums mit der Frage befasst, wie die Pflege von der Digitalisierung profitieren kann und welche Gelingensbedingungen es gibt.
Digitalisierung kann im Arbeitsalltag der Pflegeberufe zeitlich entlasten, Effizienz steigern und dadurch mehr Raum für die Arbeit mit dem Menschen schaffen. Das setzt allerdings voraus, dass das Personal für die neuen digitalen Arbeitshilfen ausreichend geschult ist. In der Aus- und Weiterbildung spielen digitale Inhalte, aber auch digitale Lernformen daher eine immer größere Rolle.
Prof. Dr. Uta Gaydis ist die Leiterin des Bereichs Pflege und Management an der HAW Hamburg. In ihrer noch unveröffentlichten Studie "Erfahrungen von Pflegeauszubildenden und Pflegestudierenden während der COVID-19-Pandemie – Ergebnisses eines qualitativen Surveys" zieht sie das Fazit, dass die Pflegepädagogik Blended-Learning-Formate entwickeln sollte, die eine kompetenzorientiertere Fortbildung der Auszubildenden und Studierenden ermöglicht.
Das praktische Lernen in Form von Beobachtungen erfahrener Pflegender, Praxisanleitungen und der Praxisbegleitung sei sehr wichtig. Hierbei stehe aber vor allem im Vordergrund, Handlungs- und Routinesicherheit zu gewinnen. Die spezifischen Inhalte der Lehr- und Lernsituation sollten jedoch auch theoretisch vermittelt werden. Letzteres könnte in der Aus- und Weiterbildung ergänzend gut über digitale Formate geschehen.
Insgesamt liege laut der Studie auch ein strukturelles Problem in der Pflege vor: Angebote für Schulungen und Fortbildungen existierten zwar, jedoch sei es nach dem Abschluss der Pflegeausbildung keine Selbstverständlichkeit, Weiterbildungen zu belegen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und haben sicher auch mit der Überlastung des Personals zu tun. Digitale Angebote könnten flexiblere Lernräume und -zeiten bieten.
Das Projekt Kompetenzen 4.0 hat das Thema in den Fokus genommen und zum "Branchenforum Pflege – Weiterbildung wird digital" eingeladen. Dabei stellte sich schnell heraus, dass ein großer Bedarf besteht, die digitalen Kompetenzen von Pflegekräften stärker auf- bzw. auszubauen. Welche Voraussetzungen gegeben sein müssten, um dieses Ziel zu erreichen, erarbeiteten die Vertreter/-innen der Pflegeeinrichtungen und branchenspezifischen Bildungsanbieter gemeinsam.
Eine der größten Herausforderungen sei der unterschiedliche Grad der Vorbildung unter den Pflegekräften. Es müsse deshalb zunächst eine gemeinsame Basis entwickelt werden.
Ein Mitarbeiter eines medizinischen Verlags empfahl, kurze und niedrigschwellige Lernangebote zu machen, damit diese möglichst arbeitsplatznah umgesetzt werden könnten. Es sei immer vorteilhaft, das Gelernte auch zeitnah in der realen Umgebung anwenden zu können.
Eine andere Vertreterin des Bildungssektors regte an, Lernfabriken, also realistische Arbeitsumgebungen für Weiterbildungen, zu Pflegeprozessen mit digitalen Technologien einzurichten. Sie könnten Pflegekräfte motivieren, einen Überblick über neue Technologien in der Pflege zu bekommen und ermöglichten, diese auch gleich auszuprobieren.
Kompetenzen 4.0 verfolgt das Thema Digitalisierung in der Pflege weiter und ermittelt gemeinsam mit Pflegeeinrichtungen und Bildungsanbietern notwendige Weiterbildungsbausteine und -formate. Sie sind herzlich eingeladen, sich dabei einzubringen und an den kommenden Branchendialogen teilzunehmen. Bei Interesse melden Sie sich bei uns per E-Mail und lassen sich von uns auf den Einladungsverteiler setzen.
Darüber hinaus können Sie als sogenannte "Projektlotsen" eine tragendere Rolle bei der Entwicklung und Gestaltung der Digitalisierung der Branche übernehmen. Mehr Informationen über die Homepage von Kompetenzen 4.0,
per E-Mail an kompetenzendigital@kwb.de oder telefonisch unter 040 334241-428.