21.05.2019

"Es heißt ja schließlich auch Elternzeit und nicht Mütterzeit!"

Sozialsenatorin Leonhard trifft IT-Teilzeitauszubildende


"Es war für mich damals alles andere als leicht, den Schritt in die Teilzeitausbildung zu wagen. Aber heute bin ich unglaublich froh, dass ich im Internet auf das Servicecenter Teilzeitausbildung gestoßen bin." Das sagt Sarah heute. Die junge Mutter einer dreijährigen Tochter hat 2015 ein Informatikstudium in Bremen begonnen – dann wurde sie schwanger. Schnell war klar, dass die Hamburgerin das tägliche Pendeln mit Kind nicht lange stemmen können würde. Die Exmatrikulation war also zunächst der logische Schritt. Trotzdem hat Sarah ihre berufliche Perspektive nie aus den Augen verloren: Heute macht sie eine Ausbildung zur Fachinformatikerin beim IT-Unternehmen BeraCom – und zwar in Teilzeit. Wie dieses Modell genau funktioniert und wie die junge Mutter ihren beruflichen Alltag mit Kind meistert, darüber wollte sich Sozialsenatorin Melanie Leonhard persönlich ein Bild machen. Am 2. Mai besuchte sie daher im Rahmen ihrer Fachkräftereise die Teilzeitauszubildende an ihrem Arbeitsplatz.



Am 2. Mai besuchte Arbeitssenatorin Leonhard das IT-Unternehmen BeraCom und traf Teilzeitauszubildende
Sarah an ihrem Arbeitsplatz

Servicecenter Teilzeitausbildung berät und vermittelt

 

KWB-Referentin Tanja Grohmann (l.)
vermittelte Sarah in die Teilzeitausbildung
bei der BeraCom GmbH
Als Sarah sich zusammen mit ihrem Freund in den neuen Alltag mit Tochter eingelebt hatte, organisierte sie die Kinderbetreuung und dachte sich: "Wenn man in Teilzeit arbeiten kann, dann kann man doch bestimmt auch in Teilzeit eine Ausbildung machen!" Doch so selbstverständlich, wie die junge Mutter vermutete, ist eine Ausbildung in Teilzeit bislang noch nicht. Viele Unternehmen und Jugendliche wissen gar nicht, dass man eine berufliche Ausbildung auch in Teilzeit absolvieren kann.

In Hamburg ist das Servicecenter Teilzeitausbildung die zentrale Beratungsstelle für junge Menschen, für die eine Ausbildung in Vollzeit nicht machbar ist. Wer Angehörige pflegt oder seine Kinder betreuen muss, erfüllt die Voraussetzungen für eine Ausbildung in Teilzeit. "Unsere Beraterinnen am Standort in der Hamburger City coachen vor allem junge Mütter und unterstützen sie bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen für eine Teilzeitausbildung", so Projektleitung Elisabeth Wazinski.

 


Unternehmen profitieren von starker Motivation

Gleichzeitig kooperiert das Projekt auch mit Unternehmen und wirbt für das Modell der Teilzeitausbildung. Durch die Kindererziehung und die Familienarbeit haben sich die jungen Erwachsenen häufig ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Organisationstalent und Stressresistenz angeeignet. Sie bringen Selbstständigkeit und Belastbarkeit mit – das bietet viele Vorteile für Betriebe. "Der Fachkräftebedarf ist in allen Branchen hoch. Wir merken in unserer Beratungsarbeit verstärkt, dass sich immer mehr Unternehmen für moderne und lebensphasengerechte Arbeitszeitmodelle begeistern", sagt Projektreferentin Tanja Grohmann. Sie stellte den Kontakt zur BeraCom GmbH her, bei der Sarah heute arbeitet.

BeraCom-Geschäftsführerin Britta Kahlfuss
setzt sich für flexible Arbeitszeitmodelle ein

"Wir haben 46 Beschäftigte und fast ebenso viele unterschiedliche Arbeitszeitmodelle", sagt BeraCom-Geschäftsführerin Dr. Britta Kahlfuss. Für das IT-Unternehmen ist Sarah die erste Auszubildende in Teilzeit. Kahlfuss war von dem familienfreundlichen Ausbildungsmodell aber sofort begeistert: "Ich bin selbst Mutter und weiß, welche Herausforderungen der Alltag mit sich bringt, wenn man Job und Familie unter einen Hut bekommen muss. Die tägliche Arbeitszeit während der Ausbildung zu reduzieren, hilft jungen Eltern enorm, ihre beruflichen Ziele zu erreichen."

Flexible Arbeitszeitmodelle gibt es bei BeraCom aber nicht nur für Auszubildende: Seit 2010 trägt das Unternehmen das Hamburger Familiensiegel. Führen in Teilzeit, individuelle Modelle der Berufsrückkehr oder Homeoffice: Das Unternehmen setzt sich vielfältig für die Work-Life-Balance seiner Beschäftigten ein.



Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Arbeitssenatorin Leonhard besuchte
im Rahmen ihrer Fachkräftereise
Betriebe, die für die vielfältigen
Wege in Ausbildung und Beruf stehen

Sozialsenatorin Dr. Leonhard gratulierte der jungen Mutter zu ihrem erfolgreichen beruflichen Werdegang und betonte bei ihrem Besuch, welche vielfältigen Chancen flexible Arbeitszeitmodelle wie das der Teilzeitausbildung gerade jungen Eltern bieten. Dabei stellte sie auch heraus, wie wichtig es sei, dass bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beide Partner an einem Strang ziehen.

 

"Es heißt ja schließlich auch Elternzeit und nicht Mütterzeit!", so Leonhard. Beeindruckt zeigte sich die Senatorin von Sarahs Ausbildungsberuf: "Es ist ja leider immer noch eher ungewöhnlich, dass Frauen sich für eine berufliche Ausbildung oder ein Studium im Bereich Informatik entscheiden. Aber Sie sind das beste Beispiel dafür, dass Rollenklischees bei der Berufswahl hoffentlich bald Geschichte sein werden."

 

 

 

 

 

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