Lernen und Arbeiten im 21. Jahrhundert

Fachkongress des ddn-Netzwerks Hamburg zur Digitalisierung der Arbeitswelt

22.07.2022

Auftaktveranstaltung "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen"

Team "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen"
V. l.: Alina Baur, Dr. Rita Panesar, Anika Dickmann und Janna Bischoff bilden das Team vom "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen".

"Der Name ist Programm", so die Staatsrätin der Hamburger Sozialbehörde, Petra Lotzkat, auf der Auftaktveranstaltung des "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" am 20. April 2022. "Er weist Ihnen, den Mentees und den Mentorinnen, Expertise zu. Er qualifiziert Sie als kompetent und gebildet. Nutzen Sie diese Expertise, Ihre eigene und die der anderen", appellierte sie an die Teilnehmenden. Diesem Aufruf schlossen sich die Projektreferentinnen an und stellten dar, wo Mentoring hilfreich sein kann, wie Mentorinnen und Mentees zusammenarbeiten und welche Ziele mit dem öffentlich geförderten Projekt verfolgt werden.

Verbesserung der Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt

Petra Lotzkat
Die Staatsrätin der Hamburger Sozialbehörde, Petra Lotzkat, bekräftigte die Bedeutung von Mentoring für Frauen am Arbeitsmarkt.

"Gerade in der Arbeitswelt sind gleiche Chancen für Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters und verschiedener Herkunft von zentraler Bedeutung", erklärte die Staatsrätin Petra Lotzkat.  "Arbeit und Beruf bilden die wirtschaftliche Grundlage für unser Leben und nehmen damit maßgeblich Einfluss auf gesellschaftliche Teilhabe." Mentoring hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als wirkungsvolles Instrument zur Verbesserung der Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt erwiesen. Durch informellen, ehrenamtlichen Wissens- und Erfahrungstransfer werden Frauen nachhaltig gestärkt. Häufig mit der Folge einer (besseren) sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. 

Netzwerke sind von zentraler Bedeutung

"Um erfolgreich im Beruf Fuß zu fassen, um sich weiterzuentwickeln, bedarf es eines persönlichen Netzwerks an Menschen, die Sie jederzeit um eine Einschätzung, einen Tipp, eine Erfahrung, um Unterstützung bitten können", betonte die Staatsrätin. "Das Projekt bietet Ihnen einen Austausch mit einer persönlichen Mentorin. Diese wird die Rolle übernehmen, die Sie ihr zuweisen und die Sie brauchen." Den Frauen, die im Expertinnen-Netz ehrenamtlich mitwirken wollen , sprach sie ihren ausdrücklichen Dank aus.

Corona hat die Schieflage verstärkt

Dr. Rita Panesar
Projektleiterin Dr. Rita Panesar profitierte am Anfang ihrer Karriere vom Mentoring-Angebot der Hamburger Universität.

"Studien zeigen, dass nicht erst seit der Corona-Krise die Potenziale akademisch oder beruflich qualifizierter Frauen unausgeschöpft bleiben", so die Projektleiterin Dr. Rita Panesar. "Dies ist in vielerlei Hinsicht fatal." Unter anderem fehlen die qualifizierten Frauen angesichts eines steigenden Fachkräftemangels, der sich in der Corona-Krise noch einmal verschärft hat, auf dem Hamburger Arbeitsmarkt. 
"Wir treffen immer noch auf Vorurteile und Bias in Personalabteilungen und Führungskräfteprogrammen. Der Gender Pay Gap ist nach wie vor nicht geschlossen. Aber auch die Selbstkonzepte vieler Frauen spielen eine Rolle. So prägen herkömmliche Rollenbilder zum Beispiel nach wie vor die Ausbildungs- und Berufswahl", stellte Rita Panesar fest. 

Empowerment durch Erfahrungswissen, Feld- und Fachkompetenz

Das Expertinnen-Netz unterstützt das Empowerment von berufsorientierten Frauen in herausfordernden Lebenslagen. "Mentoring dient der persönlichen, sozialen und fachlichen Entwicklung der Mentee. Es stärkt sie in ihren Kompetenzen und potenziellen Fähigkeiten", erläuterte Referentin Anika Dickmann. Mentorinnen bieten Mentees ihr Erfahrungswissen, Feld- und Fachkompetenz an und unterstützen durch informelles Wissen, Netzwerke und Kontakte. 

Wertschätzende Haltung

Mentoring-Erfahrene wissen: Wachstum braucht einen Vertrauensraum. Dem Expertinnen-Netz ist es wichtig, diesen herzustellen und zu schützen. "Uns ist bewusst, dass wir alle unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen haben, um beruflich erfolgreich zu sein, und einige aufgrund ihres Gesundheitsstatus, ihrer Hautfarbe, ihrer sprachlichen Biografie stärker mit gesellschaftlichen Barrieren und Vorbehalten konfrontiert sind als andere", erläuterte Rita Panesar. Eine respektvolle und wertschätzende Haltung ist daher Grundlage für eine stärkende Zusammenarbeit. "Eine unserer Mentorinnen drückte ihren Ansatz gegenüber einer Mentee einmal so aus: 'Ich bin die Erste, die an Dich glaubt, die anderen werden folgen'", berichtete Anika Dickmann. 

Geschichte der Expertinnen 

Dr. Dorothea Ritter
Dr. Dorothea Ritter hat ihre umfangreichen Erfahrungen aus dem "Expertinnen-Beratungsnetz" in das neue Mentoring-Projekt der KWB e. V. eingebracht.

Das Expertinnen-Netz kann durch die enge konzeptionelle Zusammenarbeit mit Dr. Dorothea Ritter aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen. Viele Jahre leitete sie das erfolgreiche "Expertinnen-Beratungsnetz" der Universität Hamburg. Durch die Förderung der Sozialbehörde ist es möglich, dass die KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. den Grundgedanken des Projekts aufgreifen und daran anknüpfend das "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" umsetzen kann. "Wir sind sehr dankbar und glücklich über die Möglichkeit, von dieser jahrelangen Expertise profitieren zu können", so Rita Panesar. Dr. Ritter stellte in ihrem Grußwort fest: "Ich bin überzeugt, dass die KWB ein geeigneter Träger für ein neu aufgesetztes Mentoring-Programm ist." Sie drückte außerdem ihre Freude aus, dass sich so viele der erfahrenen Mentorinnen nun auch bei dem neuen Angebot einbringen. "Das funktionierende 'Netzwerk der klugen Frauen' ist für mich und für das Expertinnen-Netz ein Geschenk!"

Neuausrichtung des Mentoring-Projekts

Anika Dickmann stellt die Zielgruppe vor
Anika Dickmann stellte die Zielgruppe des Expertinnen-Netzes vor.

Vorgestellt wurden auch die Veränderungen, die in der Neuauflage des Mentoring-Projekts verankert wurden. Die Hamburger Sozialbehörde und die Referentinnen waren sich einig, dass neben Universitätsabsolventinnen ein besonderer Schwerpunkt auf Frauen, die eine Ausbildung gemacht haben, Handwerkerinnen und Frauen, die Care-Arbeit leisten, Kinder erziehen oder Angehörige pflegen, gesetzt werden soll. "Wir laden Sie alle herzlich ein, das neue Angebot zu nutzen und sich für ein Mentoring zu bewerben", lud Anika Dickmann die Teilnehmenden ein und verwies auf den Fragebogen, über den die Bewerbung im ersten Schritt erfolgt.

Mentorinnen als Herzstück des Projekts 

"Das Expertinnen-Netz profitiert sehr von der Branchenvielfalt unserer Mentorinnen", betonte Dr. Panesar. "Sie sind auf verschiedenen Positionen in den Bereichen Naturwissenschaften, IT, Lehre, Kultur, Politik und Medien tätig bzw. tätig gewesen und bringen ganz unterschiedliche Lebenserfahrung ein." Stellvertretend für alle begrüßte die Projektleiterin die Mentorinnen Marie-Luise Tolle, Petra Siemoneit, Ursula Di Renzo und Dr. Dorothea Ritter, die im Vorgängerprojekt bereits lange mit den drei Mentorinnen zusammengearbeitet haben, auf dem virtuellen Podium.

Motivationen für das Ehrenamt "Mentorin"

Petra Simoneit
Mentorin Petra Siemoneit

"Ich hätte mir damals eine Mentorin gewünscht", antwortete Petra Siemoneit auf die Frage nach ihrer Motivation das Ehrenamt auszuführen. "Ich freue mich auf den Generationenaustausch und möchte dabei unterstützen, dass die Frauen ihre Stärken erkennen."

Ursula Di Renzo
Mentorin Ursula Di Renzo

Ursula Di Renzo war Personalchefin in einem internationalen Unternehmen und arbeitet schon seit 2006 als Mentorin. "Ich wollte das Potenzial gut ausgebildeter und leistungsbereiter Frauen ausschöpfen, das sonst Gefahr lief, brach zu liegen. Ich wusste, dass wir diese Frauen brauchen!", erzählte sie von ihren Anfängen.

Marie-Luise Tolle
Mentorin Marie-Luise Tolle

Marie-Luise Tolle berichtete von ihren Eindrücken aus dem öffentlichen Sektor: "Wie überall gibt es auch bei Karrieren in Schule und Behörde informelle Codes und Regeln, die man kennen sollte. Ab einer bestimmten Karrierestufe sind auch Netzwerke von zentraler Bedeutung." Karriereleitern transparenter machen, Schritte planen sowie die Stärkung und Unterstützung der Persönlichkeit der Mentees sind zentrale Anliegen der Senatsdirektorin a. D.

"Aus meiner Erfahrung sind Mentees besonders für das berufliche Erfahrungswissen, die fachliche Kompetenz und das Engagement der Mentorinnen dankbar. Sie schätzen eine freundliche Direktheit und erwarten einen strategischen Weitblick von ihren Mentorinnen", wusste Dr. Dorothea Ritter aus Erfahrung zu berichten. 

Austausch in Foren

Um auch individuellere Fragen zu klären und in den Austausch zu kommen, teilten sich die Teilnehmenden schließlich in drei Breakout-Räume auf. Im ersten Raum trafen sich aktuelle und potenzielle Mentorinnen mit Rita Panesar, im zweiten Raum informierte Anika Dickmann Frauen, die sich die Teilnahme als Mentees vorstellen können, und im dritten Raum trafen mögliche Kooperationspartner*innen und Multiplikator*innen auf die PR-Referentin des Projekts, Janna Bischoff.

Die Blitzlichter aus den Gruppen zeigten das große Interesse an einer aktiven Teilnahme am Projekt sowie die vielen Anknüpfungspunkte für Kooperation und Verweisberatung. "Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen und zu einem so fruchtbaren Austausch beigetragen haben", bedankte sich die Projektleiterin abschießend. "Wir freuen uns, mit Ihnen in Kontakt zu bleiben, und auch über gleich ausgefüllte Fragebögen von Mentees."

Download:

Flyer "Expertinnen. Mentoring für Frauen"

Fragebogen für potenzielle Mentees