Lernen und Arbeiten im 21. Jahrhundert

Fachkongress des ddn-Netzwerks Hamburg zur Digitalisierung der Arbeitswelt

04.07.2019

"Unser Auszubildender ist heute eine Säule im Arbeitsalltag"

Forum "Inklusive Ausbildung" stößt auf großes Interesse

"Erfahrungsberichte, Kollegiale Fallberatung, Kennenlernen der Unterstützungsmöglichkeiten und Motivation, den ersten oder zweiten Schritt auf dem Weg zur inklusiven Ausbildung zu gehen", beschreibt Veranstalter Dr. Oliver Borszik die Idee hinter dem Forum "Inklusive Ausbildung", das im Juni 2019 das erste Mal zusammen kam. "Wir freuen uns sehr, dass über 30 Interessierte der Einladung gefolgt sind und ein spannender und fruchtbarer Austausch mit den Unternehmen stattgefunden hat." Das Forum wird im November fortgeführt und widmet sich dann den Themen, die sich bei der aktuellen Veranstaltung herauskristallisiert haben. 

Dr. Oliver Borszik führte
durch die Veranstaltung.

Im Rahmen des Deutschen Diversity Tages 2019 lud die KWB zum Auftaktforum "Inklusive Ausbildung" unter dem Titel "Auszubildende rekrutieren und den eigenen Betrieb stärken" ins Haus der Wirtschaft ein. Das Thema stieß bei Unternehmen auf Interesse. "Von den erschienenen Unternehmensvertreterinnen und -vertretern berichtete rund ein Drittel, aktuell bereits Menschen mit Beeinträchtigung auszubilden. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden waren neu auf dem Gebiet und gaben an, bislang wenig oder noch keine Erfahrungen im eigenen Unternehmen mit inklusiver Ausbildung gesammelt zu haben", berichtet Borszik. "Eine gute Mischung! So konnten die einen von den anderen lernen. Und die Erfahrenen konnten sich gegenseitig beraten sowie über weitere Unterstützungsangebote informieren."

Zur Motivation trug auch Dennis Best, Ausbilder bei der Block Logistik GmbH, bei. Er berichtete als Erfolgsbeispiel von seinem Auszubildenden mit Behinderung, der im Unternehmen zum Fachlageristen ausgebildet wird. Unterstützt wird dieser durch die Maßnahme Begleitete betriebliche Ausbildung (bbA) des Berufsbildungswerks Hamburg. Best beeindruckte die Teilnehmenden mit seiner positiven Haltung: "Für mich ist es eine Passion. Ich habe mir die inklusive Ausbildung auf die Fahne geschrieben und mache es gern."

Dennis Best (links im Bild) berichtete von
seinen Erfahrungen mit inklusiver Ausbildung
.

Als eine Herausforderung nannte Dennis Best die Überzeugungsarbeit gegenüber seinen Kolleginnen und Kollegen, den Auszubildenden auch aktiv in den verschiedenen Arbeitsbereichen bei Block Logistik einzusetzen. Denn zu Beginn sei damit oft Aufwand verbunden, der in Kauf genommen werden müsse. "Wir sprechen offen und ehrlich darüber: Ja, da entsteht zunächst Mehrarbeit für den Kollegen. Dieser schätzt dann ehrlich das Machbare ein: Bis hierhin und nicht weiter. Das Tagesgeschäft muss letztlich laufen", erläutert Best den lösungsorientierten Umgang mit der Situation in seinem Unternehmen.

Unter den Unternehmensvertretern/-innen
fand ein intensiver Austausch statt.

Etwas Mehrarbeit und Geduld lohnen sich in jedem Fall. "Unser Auszubildender ist heute eine Säule im Arbeitsalltag und er fehlt, wenn er einmal nicht da ist", berichtet Dennis Best. Bei den Teilnehmenden ergab sich daraus eine angeregte Diskussion über Arbeitsauslastung und den Leistungsgedanken in der Unternehmenskultur.

Eine wichtige Prämisse bei inklusiver Ausbildung sei, dass auch die Unternehmensführung und die Belegschaft dahinterstehe. Das bestätigte auch die Forumsteilnehmerin Christiane Bossel-Schwenck, die bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein die Personalentwicklung begleitet. Die Verkehrsbetriebe bilden bereits Menschen mit Behinderung aus. Bossel-Schwenck legte nahe, dass gerade die Führungsebene von Unternehmen Initiative ergreifen solle. "Wir haben einen öffentlichen Auftrag, uns für gelebte Vielfalt zu positionieren. Die Belegschaft sollte für die zunächst entstehende Mehrarbeit besser sensibilisiert werden. Es ist wichtig, auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu achten und sie zu unterstützen", so die Personalentwicklerin.

Geballtes Fach- und Praxiswissen war vor Ort!
V. l.: Heike Altstadt, Berufsbildungswerks
Hamburg, Milica Cecar, Agentur für Arbeit,
Iris Lenz, dual&inklusiv, Dennis Best, Block
Logistik GmbH und Dr. Oliver Borszik, KWB.

Im Forum lernen die Teilnehmenden auch Angebote kennen, die Unternehmen bei inklusiver Ausbildung unterstützen. Auf großes Interesse stieß die Vorstellung der Arbeit des Berufsbildungswerks Hamburg von Heike Altstadt. Milica Cecar von der Agentur für Arbeit berichtete vom Team "AzubiPlus" welches bei der Rekrutierung von Menschen mit Beeinträchtigung berät. Schon vor Ort konnte sie viele Fragen der Unternehmer/-innen beantworten.

Iris Lenz stellte die Ausbildungsvorbereitung "dual&inklusiv" vor und wies auf die positiven Erfahrungen hin, potenzielle Auszubildende und Unternehmen frühzeitig und niedrigschwellig in Kontakt zu bringen. "Vor der Ausbildung kommt das Praktikum, es ist wie eine Verlobung", erklärte sie bildhaft und betonte, wie wichtig es sei, dass beide Parteien sich zunächst kennen lernten, bevor sie sich aneinanderbinden würden. Forumsteilnehmerin Vanessa Biernatzki, stellvertretendes Mitglied der Schwerbehindertenvertretung bei Airbus, stimmte dem zu. Eine Barriere bei der Ausbildung von Menschen mit Beeinträchtigung sei häufig die Unwissenheit über ihre Kompetenzen. "Es sollte keine Schranken im Kopf geben", forderte sie ein.

Um das Forum weiterhin dicht an den Bedarfen
der Unternehmen auszurichten, wurden
Feedback und Themenwünsche eingeholt.

Im Feedback bewerteten die Teilnehmenden die Veranstaltung als sehr gelungen. Insbesondere die Konzeption und inhaltliche Ausrichtung sowie die Kompetenz der Referenten/-innen wurden positiv hervorgehoben. "Wir haben nach der Veranstaltung auch die Themenwünsche für das nächste Forum abgefragt. Da kam einiges zusammen", so Borszik. "Es ist deutlich geworden, dass sich die heutigen Teilnehmenden genauso auf die Fortführung freuen wie ich."

Wenn auch Sie über das Thema inklusive Ausbildung informiert bleiben und Einladungen für kommende Foren erhalten möchten, dann lassen Sie sich per E-Mail an Monika Ehmke (ehmke@kwb.de) in den Verteiler aufnehmen.

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Foto: ©KWB