Lernen und Arbeiten im 21. Jahrhundert

Fachkongress des ddn-Netzwerks Hamburg zur Digitalisierung der Arbeitswelt

03.12.2014

BQM-Fortbildung "Migration und Adoleszenz"

Wegen großer Nachfrage erneut durchgeführt

Während die Pubertät die biologische Entwicklung beschreibt, bezeichnet man mit Adoleszenz die psychische Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen. In dieser Lebensphase geht es darum, sich selbst "neu zu erschaffen". Jugendliche lösen sich von kindlichen Identifikationen und Bindungen ab. Es entstehen neue, eigene Lebensentwürfe. Durch die Ablösung kommt es zur fundamentalen Reorganisation der Persönlichkeit und aktiven Identitätsbildung.

Grafik von Winterhager-Schmid 1993
zum Prozess der Identifikationsbildung

Es entstehen "Identifikationen auf Probe", die an der Umwelt getestet werden. Außenstehende stellen bei den Jugendlichen oftmals überzogene Verhaltensweisen fest, wie "Machoauftreten" oder "Antriebslosigkeit".

Identifikationsbedürfnisse bestehen auch in Bezug auf die Berufsorientierung. Dazu braucht die/der Jugendliche Identifikationsmöglichkeiten, also Menschen außerhalb der Kernfamilie, mit denen er sich beruflich identifizieren kann und möchte.

Für Jugendliche mit Migrationshintergrund und Jugendliche aus bestimmten Milieus, die als "bildungsfern" bezeichnet werden, kann es schwieriger sein: Es gibt manchmal zu wenig Identifikationsfiguren. So sind immer noch wenige Menschen mit Migrationshintergrund in gesellschaftlich hohen Positionen (z. B. Manager/-in, Minister/-in, Bürgermeister/-in, Schulleiter/-in oder Professor/-in) zu finden.

In "Murmelgruppen" begaben sich die
Teilnehmer/-innen auf Zeitreise in ihre
eigene Phase des Heranwachsens

Aus institutionellen und strukturellen Benachteiligungen ergibt sich, dass einem Teil der jungen Menschen mit Migrationshintergrund kaum eine Chance gegeben ist, langfristig selbstständig ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder gesellschaftlich aufzusteigen.

In der Phase der Adoleszenz befinden sich die Jugendlichen entsprechend in einer Zerreißprobe, in der sie ihre Rolle erst noch finden müssen. Mit einem Appell, diese besondere Herausforderung bei vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Hinterkopf zu behalten, schloss die Referentin Elisabeth Wazinski ihr Seminar zum Thema "Migration und Adoleszenz – Auf verschiedenen Wegen erwachsen werden".