"Gibt es Musterverträge für die verschiedene Modelle der Personalpartnerschaft", lautete eine der Fragen aus dem Chat des Online-Seminars "Möglichkeiten der Job-Tauschbörse – Rechtliche Beratung zur Personalpartnerschaft" am 17. Juni. Da es diese nicht gibt und jedes Unternehmen für sich den passenden Weg herausfinden muss, profitierten die Teilnehmenden um so mehr von der kostenfreien Rechtsberatung zu diesem Thema im Rahmen der Veranstaltung von "Fachkräfte für Hamburg".
"Viele unserer Mandanteninnen und Mandaten befinden sich zurzeit Corona-bedingt in sehr ungewöhnlichen Situationen", eröffnet Dr. Arietta von Stechow, Fachanwältin für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, ihren Vortrag. "Und viele ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen unter Druck, mit Kurzarbeitergeld auskommen zu müssen. Die Personalpartnerschaft kann in dieser Situation eine Erleichterung sein."
Die Fachanwältin betont: "Der Einsatz der Mitarbeiter im Rahmen einer Personalpartnerschaft basiert auf dem Grundsatz der Freiwilligkeit." Bei einer guten Ausarbeitung der Bedingungen biete sie auch beiden Seiten Vorteile.
Folgende Modelle der Personalpartnerschaft stellte Dr. Arietta von Stechow den interessierten Unternehmens- und Verbandsvertretern/-innen vor:
Nebentätigkeit:
Hierbei ermöglicht das Unternehmen seinen Beschäftigten eine Nebentätigkeit in einem anderen Unternehmen aufzunehmen. Um beispielsweise zu verhindern, dass die Mitarbeitenden von dem neuen Unternehmen abgeworben werden, empfiehlt sich eine Kooperationsvereinbarung zwischen den beiden Arbeitgebern. Das Model ist für Arbeitnehmer/-innen besonders angenehm, da das ursprüngliche Arbeitsverhältnis bestehen bleibt und lediglich ein zweites hinzukommt. Der Zuverdienst wird nicht auf das Kurzarbeitergeld angerechnet, sondern kommt tatsächlich hinzu – wobei das ursprüngliche Gehalt eine gesetzliche Grenze bildet.
Für eine erfolgreiche Personalpartnerschaft sollten Unternehmen, laut Dr. von Stechow, das Angebot der Job-Tauschbörse nutzen, um Personalüberhang oder Personalangebote einzustellen und so den direkten Kontakt zu passenden Partnerunternehmen zu finden. Dann sollten zunächst die Interessen genau abgeklopft werden. Je ähnlicher sich die Unternehmen sind, desto genauer sollte die aufzusetzende Kooperationsvereinbarung beispielsweise bezüglich des Kündigungsschutzes und der Verschwiegenheit gestaltet werden.
Die Fachanwältin schloss mit einem Erfahrungswert aus ihrer Beratungspraxis zu Personalpartnerschaften: "Um den Mitarbeitenden die Angst vor der Arbeitsaufnahme in einem neuen Unternehmen zu nehmen, haben sich Mitarbeiterveranstaltungen von beiden Unternehmen zusammen bewährt", so Dr. von Stechow. "Dabei können die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den neuen Betrieb sowie die neuen Vorgesetzten in lockerer Atmosphäre kennen lernen und Unsicherheiten abbauen."
Claudia Hillebrand ist Fachreferentin der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI). Die BASFI hat die Job-Tauschbörse initiiert und setzt sie gemeinsam mit dem KWB-Projekt "Fachkräfte für Hamburg" auf www.fachkraefte-fuer-hamburg.de um. Den Ansatz, Arbeitnehmer/-innen möglichst früh in die Überlegungen zur Personalpartnerschaft einzubeziehen, unterstützt sie. "Alle Modelle basieren auf Freiwilligkeit. Es gibt viele Möglichkeiten, die Partnerschaft für Unternehmen und Mitarbeitende attraktiv zu gestalten."
Zum Ziel, welches die BASFI mit der Job-Tauschbörse verfolgt, erläutert sie: "Die Idee zur Plattform kam mit dem Lockdown. Allein im Mai lagen der Arbeitsagentur Hamburg ca. 23.000 Anzeigen für Kurzarbeit für rund 350.000 Beschäftigte vor. Neben den Unternehmen, die aktuell ihre Mitarbeitenden nicht voll einsetzen können, gibt es nach wie vor Betriebe, die händeringend Arbeitskräfte suchen. Die Plattform soll beide Seiten zusammenbringen und dazu beitragen, Menschen in Arbeit zu halten und sie in dieser Zeit zu unterstützen."
Das "Fachkräfte für Hamburg"-Team zieht nach dem Online-Seminar ein positives Resümee. "Die rechtliche Beratung durch Frau von Stechow hat sehr viele der Fragen beantwortet, die in den letzten Wochen im Rahmen der Plattform-Pflege an uns herangetragen wurden", so Monika Ehmke aus dem Team. "Ich kann mir gut vorstellen, dass sich nun noch mehr Unternehmen eine Personalpartnerschaft zutrauen und die Chance auf ein Matching zwischen zwei Unternehmen steigt", ergänzt ihre Kollegin Bjeen Alhassan.
Das Online-Seminar können Sie sich hier noch einmal anschauen:
Fachanwältin für Arbeitsrecht
Heuking Kühn Lüer Wojtek
Telefon: 040 355280-693
a.stechow@heuking.de
Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration
Referat Fachkräftesicherung und zielgruppenorientierte Arbeitsmarktpolitik
Telefon: 040 42863-3162
claudia.hillebrand@basfi.hamburg.de
KWB e. V./Fachkräfte für Hamburg
Tel. 040 334241-333/-338
Monika.ehmke@kwb.de
Bjeen.alhassan@kwb.de
Janna Bischoff
Tel.: 040 334241-461
Dr. Oliver Borszik
Tel.: 040 334241-336
Anika Dickmann
Tel.: 040 334241-419
Dr. Rita Panesar
Tel.: 040 334241-422
Tara de Pinho
Tel.: 040 334241-420
Susanne Sabisch-Schellhas
Tel.: 040 334241-415
Das Projekt "Fachkräfte für Hamburg" wird von der Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration der Freien und Hansestadt Hamburg im Rahmen des
Aktionsbündnisses für Bildung und Beschäftigung Hamburg – Hamburger Fachkräftenetzwerk finanziert.