"Ohne die Teilnahme an der Führungskräfteschmiede wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt stehe."

Prof. Dr. Eva Vonau Prof. Dr. Eva Vonau
Prof. Dr. Eva Vonau ist Fachanwältin für Urheber-, Medien- sowie IT-Recht und Partnerin der Kanzlei VC Legal.
Foto: LIQUID PHOTOGRAPHY

Prof. Dr. Eva Vonau ist seit Dezember 2024 Co-Landesvorsitzende für Hamburg/Schleswig-Holstein des Verbands der Unternehmerinnen in Deutschland (VdU). Sie ist Fachanwältin für Urheber-, Medien- sowie IT-Recht und führt ihre eigene Kanzlei in Hamburg. Auf ihrem beruflichen Weg hat sie oft eine intensive Netzwerkarbeit begleitet. Doch der VdU war der einzige Verband, bei dem sie sich von Beginn an wohl gefühlt hat – auch wenn sie ehrlicherweise beim ersten Treffen direkt auf dem Absatz kehrtmachen wollte. Aber vorher kreuzten sich ihre Wege mit dem Programm der Führungskräfteschmiede der KWB und Eva Vonau sagt rückblickend: "Ohne die Teilnahme an der Führungskräfteschmiede wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt stehe.“ Über so viel Lob haben wir uns sehr gefreut und wollten mehr erfahren über ihren Lebensweg, den VdU und ihr Engagement für innovatives Unternehmerinnentum.

Liebe Frau Prof. Dr. Eva Vonau, Sie leiten eine Kanzlei in Hamburg und sind Fachanwältin für Urheber-, Medien- sowie IT-Recht – wie hat Sie Ihre berufliche Laufbahn dorthin geführt?

Prof. Dr. Eva Vonau: Nach Hamburg hat mich damals meine Ausbildung zur Mediengestalterin Bild und Ton geführt. Ich komme ursprünglich aus Franken und wollte meine Ausbildung in einem größeren Unternehmen absolvieren – damals war der Ausbildungsberuf noch relativ neu. Leider habe ich dann schnell gemerkt, dass mir der Beruf nicht so sehr liegt. Dann habe ich anschließend in Kiel Jura studiert, mein Freund studierte damals dort bereits Medizin.

Also war das Jurastudium schon immer Ihr berufliches Ziel?

Prof. Dr. Eva Vonau: Nein, überhaupt nicht. Ich bin Erstakademikerin und engagiere mich auch als Mentorin bei der Initiative "Arbeiterkind". Niemand in meiner Familie hat vorher Jura studiert, aber mir haben Menschen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis gesagt, ich könnte das bestimmt gut. Und dann habe ich an der Universität Aushänge für ein Seminar in Rundfunkrecht entdeckt – das passte natürlich sehr gut zur meiner Ausbildung als Mediengestalterin. Später bin ich dann bei einem urheberrechtlichen Lehrstuhl gelandet und habe dort promoviert. Meine erste Festanstellung folgte in einer Großkanzlei in Hamburg in einer Abteilung für Wettbewerbs- und Markenrecht.

Die Arbeit in der Großkanzlei war sehr wichtig für mein Selbstvertrauen: Zum einen hatte ich anfangs die Sicherheit, dass jemand noch einmal auf die Fälle, die ich bearbeite, draufschaut. Und zum anderen wuchs wiederum später mein Selbstvertrauen, als eben keiner mehr draufschauen wollte und ich Fälle weltweiter Großkonzerne allein bearbeitet habe.

Wie kam es dann zur Gründung des eigenen Unternehmens?

Prof. Dr. Eva Vonau: Ich konnte mir eigentlich nie vorstellen, selbstständig zu sein. Nach meiner Ausbildung zur Mediengestalterin hatte ich dieses Bild von Selbstständigen, die sich von Projektarbeit zu Projektarbeit hangeln und nicht wissen, ob sie nächste Woche die Miete zahlen können.

Selbstständigkeit war für mich zunächst sehr abschreckend. Aber nach fünf Jahren in der Großkanzlei wollte ich mehr Verantwortung übernehmen. Der Aufstieg in den Partner Track kam für mich allerdings nicht in Frage. Zwar hätte ich dort mehr Verantwortung übernehmen können, allerdings – bei bis zu 500 Partnern – nicht die Entscheidungskraft, die ich wollte. Und so entschloss ich mich dazu, in die Selbstständigkeit zu gehen.

Sind Sie im Zuge Ihrer Gründung dann auf den VdU aufmerksam geworden?

Prof. Dr. Eva Vonau: Ich habe mich im Jahr meiner Gründung grundlegend auf die Selbstständigkeit vorbereitet und nach allen Angeboten und Initiativen geforscht, die Hamburg zu dem Thema bietet. Mir war klar: Wenn ich diesen Schritt wage, dann brauche ich den Austausch mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern und ein Netzwerk, das mich auffängt. Ich war auch bei vielen gemischten Initiativen, aber ich habe mich nirgendwo so wohl gefühlt wie beim VdU. Eigentlich habe ich mich nirgendwo wohl gefühlt – außer beim VdU, obwohl ich bei meiner ersten Veranstaltung eigentlich direkt wieder gehen wollte.

Es war ein sehr edles Abendessen im Elysée mit vielen Gläsern und ganz viel Besteck – und da dachte ich kurz, hier bin ich falsch! Doch dann kam unsere damalige Vorsitzende Birgitt Ohlerich mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und sagt: Wie schön, dass du da bist! Sie war interessiert an meiner Person und hat mich direkt mit den richtigen Leuten bekannt gemacht. Innerhalb kürzester Zeit habe ich wahnsinnig tolle Gespräche geführt und fühlte mich sofort gut aufgenommen. Gerade im Rahmen meiner Selbstständigkeit habe ich sehr von dem Austausch profitiert. Denn es gibt auch mal Phasen, an denen man sich fragt: Habe ich jetzt alles an die Wand gefahren? Und da hat mir das Netzwerk mit Tipps und durch den Erfahrungsaustausch sehr geholfen.

Mittlerweile sind Sie Co-Landesvorsitzende des VdU in Hamburg/Schleswig-Holstein.

Prof. Dr. Eva Vonau: Ja, ich bin nach einiger Zeit in den Vorstand des VdU aufgestiegen und im letzten Jahr wurde ich zur Co-Landesvorsitzenden Hamburg/Schleswig-Holstein gewählt. Auch mit dem Ziel, den VdU bei jüngeren Unternehmerinnen bekannter zu machen und weitere Branchen zu erschließen. In Hamburg ist der Landesverband sehr durch die Dienstleitungsbranche geprägt.

Und an welchem Punkt in Ihrer Laufbahn haben Sie am Programm der Führungskräfteschmiede teilgenommen?

Prof. Dr. Eva Vonau: Das war zu der Zeit, als ich in der Großkanzlei beschäftigt war. Ich bin plötzlich aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen. Als ich dann den Wiedereinstieg vorbereitet habe, war mir klar, dass ich mich dabei begleiten lassen und mein Selbstbewusstsein wieder aufbauen muss. Ich wollte auch mit reduzierter Stundenzahl zurückkehren und brauchte Unterstützung, um mich gut durchzusetzen zu können. Dafür habe ich mich nach Programmen umgeschaut und bin auf die Führungskräfteschmiede gestoßen. Mein Arbeitgeber hatte die Teilnahme befürwortet.

Wie hat Sie das Programm der Führungskräfteschmiede dann auf Ihrem Weg unterstützt?

Prof. Dr. Eva Vonau: Die Teilnahme am Programm der Führungskräfteschmiede hat mir wahnsinnig viel Selbstbewusstsein gegeben und mein Standing in der Kanzlei ungemein verbessert. Ich wurde aufmerksam auf Herausforderungen, die man als Frau im beruflichen Alltag hat, und die für Männer keine Rolle spielen. Durch diesen Perspektivwechsel fühlte ich mich sehr gestärkt und war dadurch auch bereit, zu gründen.

Ich habe zusätzlich auch hilfreiche Kommunikationstools mitgenommen und konnte viel über das Unternehmertum und Unternehmensprozesse an sich lernen. Die anderen Teilnehmenden kamen alle aus unterschiedlichen Branchen, das war sehr bereichernd.

Ich glaube, ohne die Teilnahme an der Führungskräfteschmiede wäre ich auch nicht zum VdU gekommen, weil mir dadurch erst klar wurde, dass ich als selbstständige Anwältin auch Unternehmerin bin.

Was würden Sie Frauen raten, die auch mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen, oder den nächsten Karriereschritt angehen möchten und große Zweifel haben?

Prof. Dr. Eva Vonau: Ich hatte zu Beginn meiner Selbstständigkeit, das Gefühl, ich müsste mich so verhalten wie die Männer, die in meinem Umfeld Mandate gewinnen. Ich kann das aber nicht. Und ich musste erst lernen, dass ich das auch überhaupt nicht können muss. Ich bin keine laute Sales-Person und das ist vollkommen in Ordnung, denn es gibt auch Mandantinnen und Mandanten, die keine lauten M&A-Anwälte bevorzugen, sondern eben meine Art zu schätzen wissen. Das hätte ich gern früher gewusst.

Gleichzeitig sollten sich Frauen mehr trauen. Der Klassiker ist das Lesen von Stellenanzeigen: 3 von 18 Bullet Points kann ich nicht 100-prozentig erfüllen, also kann ich mich dort nicht bewerben. Das ist natürlich Quatsch. Und das ist auch bei Unternehmensgründungen so: Niemand kann alle 18 Bullet Points perfekt beherrschen. Eine Person ist besser im Netzwerken, die andere in der Buchhaltung. Mein Rat ist daher: Einfach machen und für das, was man nicht so gut kann, gilt: Unterstützung suchen! Zum Beispiel eine Mentorin finden oder auch eine Dienstleistung einkaufen. Und im Zweifel, wenn nur noch Männer an einem vorbeiziehen: Wechseln Sie lieber das Unternehmen, als zu versuchen, sich allein weiter durchzukämpfen. Männer wissen meist gar nicht, wie anstrengend das sein kann. Deshalb ist es dann tatsächlich irgendwann besser, zu gehen und in einem anderen Unternehmen durchzustarten.

Liebe Frau Prof. Dr. Eva Vonau, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!

Über die Führungskräfteschmiede

  • In vier Workshops erlernen die Teilnehmenden die Basics zeitgemäßer Führung und reflektieren ihre eigene Rolle als Führungskraft.
  • In einer kleinen festen Gruppe findet ein wertvoller Austausch statt und das berufliche Netzwerk wird erweitert.
  • Business Coachings unterstützen bei individuellen Anliegen und sichern den Transfer des Gelernten in den Arbeitsalltag.
  • Ein hoher Praxisbezug mit viel Raum für Übungen sorgt für einen nachhaltigen Lernerfolg.

Weitere Infos & Anmeldung

Über den VdU

Der Landesverband Hamburg/Schleswig-Holstein

Der Landesverband steht für erfolgreiche und innovative Unternehmerinnen rund um die Elbe bis zur dänischen Grenze. Enge Handelsbeziehungen prägen diese Region bereits seit Zeiten der Hanse. Die Veranstaltungen des Landesverbands stehen im Zeichen unternehmerischen Engagements für eine starke Wirtschaftsregion Norddeutschland.

Der Landesverband setzt sich für eine intensive Netzwerkarbeit ein und diskutiert mit renommierten Fachleuten über aktuelle Wirtschaftsthemen und unternehmerische Fragen. Aktive Interessenvertretung, ein enger Schulterschluss mit Politik, anderen Wirtschaftsorganisationen und den Kammern in Hamburg und Schleswig-Holstein sind ein wesentlicher Bestandteil der Aktivitäten.


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